Als
erstes hab ich zu bemängeln, daß mir ständig
irgendwelche Leute Frauen aufschwatzen wollen!
Das fängt an bei den Arbeitskollegen, die meinen sie
könnten mich so länger hier behalten. Die Kunden, mit
denen ich meistens zu tun habe, sind auch der Meinung,
daß ich mir hier ne schöne Frau suchen soll (allerdings
auch nur aus den gleichen niederen Beweggründen wie
meine Arbeitskollegen).
Das Thema ist ja auch sooo witzig,- 'I'm realy pissed
off'.
Aber das cool'ste war noch der Taxifahrer heute,- Toni.
Erst fing er an, mir von den 'Barber Shops' zu erzählen.
Nicht das ich inzwischen chinesisch gelernt hätte, das
war der erste Taxifahrer mit dem man einigermaßen
vernünftig englisch sprechen konnte.
Taoyuan, also da wo ich wohne, soll wohl berühmt für
seine Barbershops sein. Berühmt von wegen Massage und
'good for fucking' wie er sich ausdrückte, allerdings
nicht so sauber wie die Läden in Taipei. In Taipei
würden oft auch Unprofessionelle arbeiten, die sind aber
teurer, die liegen so bei 350US$.
Außerdem hab ich von ihm noch ne Handynummer von einem
Mädel aus HongKong bekommen. Die hatte er gestern zum
Flughafen gebracht. Die wäre wohl auch Singel, ganz nett
und ungefähr 1,63m groß,- das würde ja passen. Wenn
ich also mal in HongKong bin (bin ich übrigens in drei
Wochen), könne ich ja mal bei ihr anrufen.
Meine Handynummer wollte er auch unbedingt haben,
wahrscheinlich für den nächsten weiblichen Fahrgast
(hab ihm aber nur die von meinem Taiwanhandy gegeben).
Und ich solle mich auf jeden Fall mal melden, wenns
geklappt hat.
Wirklich nett, die Leute hier
Bürgersteige sind ein
Graus
Selbige gibt's hier zwar, aber die sind meisten zugeparkt
mit Motorrollern. Erschwerend kommt hinzu, daß jedes
Haus seine eigene Bürgersteighöhe hat. Unterschiede bis
30 Zentimeter sind da garnichts. Für Inlinescater sicher
ein Paradies.
Davor kommen noch ein bis zwei Reihen unregelmäßig
parkender Autos. Als Fußgänger bewegt man sich wie in
einem Labyrint. Mal der Gefahr ausgesetzt vom fließenden
Verkehr überrollt zu werden (meine Notebooktasche hat's
schon erwischt [vielleicht wär hier in Taiwan so'ne
Armee 'Hundemarke' mit meinen persönlichen Daten echt
sinnvoll,- nur für den Fall]), mal in einer Sackgasse
aus Rollern unverrichteter Dinge wieder umkehren zu
müssen. Sprich,- wenn man nicht wie ein Fährtenleser
durch die Gegend läuft, fällt man auf die Schnauze.
"Aaaaaahh".
Für Kacheln haben die
hier was über.
Im Badezimmer ist das ja ok,- ne saubere Sache. Aber wenn
man hier an von oben bis unten mit diesen 10X10cm
Küchenkacheln zugekachelten Häusern vorbeifährt kommt
man sich vor wie in'nem riesen Schlachthaus. Außerdem
sind diese Kacheln nach längerer Zeit total grau
zugesifft.
Sehr gerne werden auch, in unregelmäßigen Abständen,
Teile des Bürgersteigs zugefliest. Bei Regen geht das
echt gut ab. Da bin ich schon öfters beim Spaziergang
aus meinen trüben Gedanken aufgeschreckt und in die
Realität zurückgeholt worden (die aber auch nicht
besser war).
Wahrscheinlich machen die das, um die Rentnerpopulation
in den Städten auf einem vertretbaren Level zu halten.
Richtig alt kann man nur auf dem Land werden.
Im Zusammenhang mit Bier
haben sich hier so einige Unsitten eingebürgert.
Auf der letzten Party wurde Dosenbier besorgt und dann
in'ne Karaffe mit Eiswürfeln gegossen. So würd ich
normalerweise nur O-Saft servieren!
Spätesten als das ganze in ordinären Pappbechern
serviert wurde, hätte ich einfach den Raum verlassen
sollen. Aber was soll,- da bin ich ja tollerant.
Vielleicht macht sich bei mir schon eine sogenannte
'Saloppe Katatonie' bemerkbar.
"Saloppe Katatonie, die: Geistiger und körperlicher Zustand der Muskulatur- und Gehirnverkrampfung, in den man gerät, wenn man sich für längere Zeit in z.B. Taiwan aufhält. Eine schöne, bleierne Schläfrigkeit macht sich im Körper breit (besonders nach zuviel Bier), die Ohren werden sehr warm, und ein breites, doofes Grinsen bestimmt den Gesichtsausdruck."
Ich
hab mich dabei an eine Unsitte zu meiner Studentenzeit
erinnert und erst mal gezeigt, wie man richtig Bier aus
ner Dose trinkt. Dazu sticht man nah am Dosenboden ein
Loch in die Dose (Dose vorher umdrehen!). Dann setzt man
an genau dieser Öffnung zum Trinken an, öffnet
gleichzeitig die eigendliche Dosenöffnung und leert sie
in einem Rutsch. Absetzen ist dabei nicht drinn, weil das
ne ziemliche Sauerei gibt.
Meine Zeit war wirklich nicht gut (so um die 10 sec.),
ich bin halt etwas aus der Übung, aber es hat doch
ausgereicht um meine Kollegen zu beeindrucken. Da sieht
man mal wieder, wozu ein solides Studium alles gut ist.
Fred hat versucht mir das gleich zu tun, ist aber
kläglich gescheitert. (Grins)
Selbst
in öffentlichen Pub's wird eifrig mit Bier gepanscht.
Neulich hatten meine Arbeitskollegen beim Essen für
jeden ein Riesenglas Bier bestellt (Fosters,- glaub ich).
Aus dem Zapfhahn heraus wurde das Zeug erst in einen
blechernen Wassertopf in Teekannenform geleitet und über
den Ausguß weiter ins Bierglas. Ich denk mal, so hält
man den Schaum zurück. Zumindest bekommen die die Maß
Bier ratz fatz voll, ohne Schaum,- wie gesagt. Das ist
voll praktisch!